Arbeitsweise

[…] Wer die Formgestalterin Kathrin Buskies erlebt und arbeiten sieht, wird fasziniert sein, wie aus einem unscheinbarem Klumpen Ton etwas entsteht, das uns die Welt neu entdecken lässt. Gefäße, die an die Ursprünge der Menschheitsgeschichte zurückführen scheinen, wie ihre „Schlupflöcher“, Blickpunkte, die im Alltag erfreuen, wie die formvollendete Vase – Schwarz, Rot und Weiß glasiert -, kontrastreich und zugleich überaus harmonisch unsere Sehnsucht nach Schönheit befriedigend, oder auch kunstvolle Objekte, die über ihren ersten Schein hinausweisend, inspirieren und zum Nachdenken anregen. Beispielshaft sei hier das Gefäß „Die verborgene Welt“ genannt.

Dabei zwingt Sie das Material nicht, wenn Sie es mehrfach – durchaus brachial – auf den Boden wirft und den Klumpen Ton vielfach mit dem Holz schlagend weiter bearbeitet. Vielmehr gestaltet Sie, dem Material zutiefst verpflichtet, mit einem großartigen Blick für seine Möglichkeiten und Unwägbarkeiten. Es ist ein langer und mühevoller Prozess, dessen Ende kalkuliert, vieles offen lässt und dennoch zielstrebig verfolgt wird. Der Zufall, das Experiment mit den Elementen, dem konzeptionellen Ansatz verpflichtet; steht doch für Kathrin Buskies zunächst das handwerkliche Können vor jeder Kunst. Und ihr Friedhof ist nicht klein: Wenn ein Tonnenbrand mit 20 Stücken nur zwei Gefäßen zeitigt, die Bestand haben vor Ihr, dann ist Sie glücklich. Sie mag die Überraschung und Sie reizt aus, wie weit Sie mit dem Material gehen kann. Das lodernde Feuer in Tonne oder Grube bleibt bis zum Schluss ein Stück weit unberechenbar. Immer aufs Neue gespannt, trotz großer technischer Erfahrung und künstlerischer Meisterschaft. Schön, wenn es geschafft ist und das Auge, wie Sie sagt „spazieren gehen kann“. Wenn das Gefäß oder Objekt harmonisch in sich selbst ruht, von jeder Blickrichtung und Seite Anderes und ästhetisch anspruchsvoll Besonderes zu bieten hat.

Und ja, das Auge muss spazieren gehen und immer etwas Neues entdecken, Dinge erschauen, die zunächst nicht offensichtlich sind! Harmonie ausstrahlen und zugleich Reibungspunkte bieten. Das hat Sie bei Rudi Sitte gelernt, mit dem Sie in Ihren Dresdner Jahren intensiv zusammenarbeitete, von dem Sie viel gelernt hat in Sachen Form- und Farbgestaltung und auch, dass weniger oft mehr ist.

Kathrin Buskies gestaltet in diesem Sinne sehr klar, und der reduzierten Form gehört Ihre Liebe. Es ist vor allem die Kugel, die Sie über die Jahre in Ihrer künstlerischen Arbeit beschäftigt. Ewig gleich und vollkommen in sich geschlossen, gilt sie kunstwissenschaftlich als ideale Form analog zum Kreis  – scheinbar unendlich, ohne Anfang und Ende, jeder Punkt dem Zentrum gleich nah. Für Kathrin Buskies gibt es nichts Schwierigeres, als genau jene Formung in perfekter Gestalt. Sie treibt die Kugel aus einem Stück, formt sie aus einem Klumpen, um aufzubrechen, zu halbieren oder als Ganzes inwendig einzusetzen.

Stand die Kugelform und mir ihr der Kreis zu allen Zeiten im Blickpunkt architektonischer und bildkünstlerischer Phantasie, oft mit utopischen und kosmogenen Vorstellungen verbunden, so bedeutet die Kugel Kathrin Buskies vor allem auch Sinnlichkeiten und Harmonie, die das Erdgebundene und Lebendige feiern. Ihre nuancierten Rottöne verstärken dabei den Eindruck der Lebenslust: Diejenigen, die das Glück haben, mit der Künstlerin bekannt zu sein, wissen um ihre warmherzige Fröhlichkeit, die Sie stark und kraftvoll, wie das Feuer beim Brand, Anderen entgegenbringt.

[…] Die schmiegsame Heiterkeit des Tons braucht die Phantasie der Künstlerin, die nahezu wissenschaftliche Experimentierfreude mit organischen und anorganischen Zusätzen und die künstlerische Disziplin Kathrin Buskies, um nun Schock resistent unverwechselbare Ergebnisse zu zeitigen.

Jedes Stück – jede Kugelform, wie perfekt auch immer ausgeführt, – wird dabei zu einem Unikat, einzigartig im Ergebnis und im Erleben. Denn man muss die Gefäße von Kathrin Buskies angefasst haben, um sie wirklich sinnlich fassen und ästhetisch schätzen zu können. Mal wie ein kühler Stein, mal wie warmer Marmor, dann wieder rau und brüchig, in jedem Fall voller Lebendigkeit. […]

Ute Reinhöfer, Diplom Kunst- und Kulturwissenschaftlerin
Rede anlässlich der Vernissage „Kleks und Klumpen: Gerda Lepke und Kathrin Buskies“

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